Im Sommer wurde in Leipzig heftig über den Mangel an Erzieherinnen und Erzieher in den Kindertagesstätten diskutiert. Der Mangel an Fachkräften ist so groß, dass der Betrieb von Einrichtungen bedroht ist.
Der viel diskutierte Fachkräftemangel naht nicht nur, er ist bereits da, und dies nicht allein im Bereich der Kindertagesbetreuung und im Hort, sondern auch bei den Hilfen zur Erziehung und in den anderen Tätigkeitsbereichen von Sozialpädagog*innen. Er betrifft den kommunalen Träger der Jugendhilfe genauso wie die freien Träger.
Dazu erklären Juliane Nagel und William Rambow:
Allein für die Besetzung der für die nächsten 2 Jahre geplanten Kita wären nach eigenen Berechnungen zirka 650 neue Erzieher*innen notwendig. Entsprechend der Teilfachplanung für den Bereich Hilfen zur Erziehung sollen im gleichen Zeitraum 200 stationäre Plätze für Kinder und Jugendliche geschaffen werden, was einem Personalbedarf von weiteren 150 Mitarbeitenden entspricht. Wir haben einen enormen Handlungsdruck!“
Die Linksfraktion hat nun einen Antrag in den Stadtrat eingebracht, mit dem sie eine Fachkräfteoffensive für soziale Berufe in Leipzig fordert. https://ratsinfo.leipzig.de/bi/vo020.asp?VOLFDNR=1014455
„Angesichts der limitierten Anzahl an Ausbildungsplätzen und der hohen Quote des Wegzugs von in Sachsen ausgebildetem Fachpersonal sind aus Sicht der LINKEN konzertierte Schritte notwendig. Wir fordern die Stadtverwaltung daher auf, gemeinsam mit den freien Trägern ein Konzept zu entwickeln, um den Fachkräftemangel vereint und mit voller Kraft anzugehen.
Wir schlagen dafür unter anderem folgende Maßnahmen vor, die wir in einem Fachgespräch im Juni gemeinsam mit Vertreter*innen von Trägern, Jugendamt und Personalrat entwickelt haben:
- mehr Ausbildungskapazitäten an den Fachschulen und Fachhochschulen,
- die adäquate Ausstattung der Ausbildungsträger für die berufsbegleitende Ausbildung, auch in weiteren Bereichen der sozialen Arbeit nach Vorbild der Regelung in der Fachförderrichtlinie Erzieherausbildung für Kita in freier Trägerschaft),
- die Erleichterung der Anerkennung von ausländischen Berufsabschlüssen,
- die Förderung der Verbesserung der Arbeitsbedingungen in sozialen Berufen (z. B. durch Refinanzierung eines Jobtickets oder Bereitstellung von Kinderbetreuung/Kitaplätzen für Beschäftigte) sowie eine Verbesserung der Fachberatung in den Einrichtungen sozialer Arbeit.
Last but not least schlagen wir eine Image- bzw. Werbekampagne für die sozialen Berufe vor. Damit könnten die Attraktivität sowie Chancen und Möglichkeiten der sozialen Berufe herausgestellt werden. Eine Kampagne könnte aus unserer Sicht ein Baustein sein, die Bewerber*innenlage auch längerfristig zu sichern.
Die wichtigsten Begleiter*innen für Kinder und Jugendliche in der Phase des Aufwachsens sind – neben Familie und Freund*innen – die Fachkräfte der sozialen Arbeit. Unser Antrag soll deren Arbeit nicht nur würdigen, sondern auf stabile und zukunftsfähige Beine stellen.“
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